Poesie Kategorie Socials

Socials - Seite 4

 


© SchWo

WAS BLEIBT

Zugegeben, die Hauptinteressen,
im Alter drehen sich ums Essen.
Der letzte Sinn noch in Betrieb,
oh, Leibgericht, ich hab dich lieb.
Am Gaumen kribbelt deutlich was,
das früher weiter südlich saß.
Nach Vorspiel und nach Hauptmenü,
den Höhepunkt bringt ein Sorbet.
Befriedigt nun und sehr beglückt
bist du der Gegenwart entrückt,
weilst selig noch im Speisesaal,
voll Vorfreude aufs nächste Mal.

 

DIE BÖSEN ANDEREN

Der Taschendieb die Börse zieht
bei Lichte, wenn er noch was sieht.
Der Autoknacker lässt sich Zeit,
ist kein Mensch mehr weit und breit.
Ein Bruch meist reibungslos gelingt,
wenn Mondlicht aus den Wolken dringt.
Zum gleichen Zeitpunkt prellt der Zecher,
den Gastronom um manchen Becher
und auch Liebesdamen fluchen,
wenn Freier schnell das Weite suchen.
Der Sprayer sprüht grad zum Bedauern,
Parolen an die Kirchenmauern.
Im dunklen Park lauert verschmitzt
der Mörder und sein Messer blitzt.
Du endlos böse Welt da draußen,
drängst mich im Kämmerlein zu hausen,
da verweil' ich brav, schon meine Nerven,
kann ungestört im Dark-Net surfen.


© prettysleepy1/Pixabay

 


© SchWo

VORGEBEUGT

Wir sind mental noch nicht bereit,
doch es frostet und es schneit.
Von deinem sommerbraunen Teint
duftet winterschwer Parfum.
Vorbei der Duft von Gras und Blumen,
von frischen Feldern, Ackerkrumen.
Kein Pollenkitzeln in der Nase
und Schwalbenschrei über der Straße.
Still und dunkel bald die Zeit,
ist für den Winterschlaf bereit.
Rückzug und Entbehrung
in Sachen Liebe und Ernährung,
hat in der Wildnis Sinn und Zweck,
doch ich hab meinen Winterspeck.

 

FASZINATION -
VAKZINATION

Verkapselt im Zivil-Kokon,
mit Barrikaden aus Beton,
spürt man hinter Panzerglas,
dort draußen droht uns was.

Feind zu klein für ein Duell
mit der Klinge und Schrapnell,
Waffen, die man einst ersann,
für den Kampf Mann gegen Mann.

Schlachtfeld liegt nun in Laboren,
bei Protein und Rezeptoren,
wir sind uns sicher eines Sieg's,
mit einem wundersamen Pieks.


© Shafin Protic/Pixabay

 


© Wolfgang Eckert/Pixabay

ASTRAL UNGERECHT

Sie prangen an Hotels und Küchen,
und blinken dort zu Werbesprüchen
und an der Uniform des Kriegers,
sind sie das Symbol des Siegers.
Sie leuchten uns in klaren Nächten,
als Boten von vergang’nen Mächten
und wiederum genauso gern,
am Tor von einem Großkonzern.

Doch greifen wir nach ihnen froh,
dann sind die Sterne nur aus Stroh.

 

LEBENSFRAGEN

Es fragen Kinder, so aus Prinzip:
  Haben die Eltern mich auch lieb?
Pubertierende Artgenossen:
  Werden aus Pickeln Som­mer­spros­sen?
Es tönt die Halbstarken-Revolte:
  Man Dies und Das doch ändern soll­te!
Die Schulzeit fragt dann voller Streben:
  Wofür brauch ich das im Leben?
Beruflich sinniert der Karrierist:
  Ob das alles sinnvoll ist?
Familien schauen zur eignen Brut:
  Ist das Ergebnis wirklich gut?
Ich frag im Alter jetzt, blamabel:
  Bin ich nun eigentlich vulnerabel?


© Gerd Altmann/Pixabay

 


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ETIKETTE

In Bus und Bahn und im Büro,
allein im Auto sowieso,
bei langen Reden, schlechten Witzen,
im Liegen, bei bequemem Sitzen,
am Abend beim TV-Programm,
im Theater dann und wann,
nach schwerem Rotwein oder Bier
und einer Zechtour bis um Vier,
bei Tische gar, während dem Essen:
Es wird der Anstand oft vergessen!
Man inspiziert - freiwillig kaum,
einen fremden Rachenraum.

Hab bei Mitmenschen entdeckt,
viele haben einen Gähn-Defekt.

 

... DER REIZ

...des Schönen birgt Gefahr
sich darin zu verirren,
alles ist dann wunderbar,
Reales sorgt für Wirren.

...des Bösen zeigt bizarr
wie Phantasien gären,
wozu wir alle, klipp und klar,
im Ernstfall fähig wären.

...des Neuen kribbelt stet,
weil in weiter Ferne
ein Abenteuerlüftchen weht,
da wär man ja so gerne.

...des Geldes ist verstörend,
ein Bad in Gold und Schmuck
ist so sexy und betörend,
sagt auch Dagobert Duck.


© Pixabay

 


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WAHL-WATCHING

Schwergewichtig gleiten,
sie in ihrem Element,
elegant und vehement,
doch aufmerksam beizeiten.
Gibt es drohend Gründe,
so helfen unverdrossen,
im Rudel Artgenossen,
sichern ihre Pfründe.
Bevor Kanonen rauchen,
Wellen schlagen hoch,
können sie aber auch,
eine Weile untertauchen.
Winkt wieder fette Beute,
der Blutgeruch berauscht,
wird die Taktik ausgetauscht,
es hetzt wieder die Meute.

Genau zum rechten Augenblick,
packt man den Gegner im Genick.
Und nach dem Voting allemal,
gibt sich der Kämpfer ganz jovial.

 

ERWACHET

Es flattert der letzte Traum,
im Plumeau tief versunken,
vom Schlafe noch betrunken,
verweil ich hier geraum.

Gedanken kommen sacht,
blitzen auf und gehen,
wollen nicht verstehen,
es ist schon kurz vor Acht.

Auge öffnet sich entschlossen,
das Tageslicht, ein Feuerstrahl,
trifft die Netzhaut infernal,
Auge wird geschlossen.

Da ist ein fernes Lachen,
der Tag streckt sich soeben,
neuen Aufgaben entgegen:
Laß die Anderen mal machen.


© Gerd Altmann/Pixabay

 


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DER ROSENZÜCHTER

Die schönsten sind nicht schön genug
da hilft ein kleiner Trickbetrug,
den Bienen rasch die Schau gestohlen,
per Pinselchen die Pollen holen.
Schnell ausgekreuzt nach Art und Güte
erhofft er sich die tollste Blüte.
Die Hagebutten kostbar dann
zieh‘n den Züchter in den Bann.
Mit neuem Samen gibts vielleicht
ein Novum für das Blumenreich.
Verbissen und mit Akribie
fanatisch gar, bis zur Manie,
wird nun gepfropft, getrimmt,
bis das Ergebnis endlich stimmt.
Voller Stolz in Götterpose
hat er schließlich 'ne Neu-Rose.

 

ALLES EIN GEDICHT

> Das 'kleine Schwarze' sitzt perfekt,
den schlanken Körper zart verdeckt.
> Ein Oldie blinkt in Lack und Chrom,
der Fahrersitz gleicht einem Thron.
> Der weite Blick aus dem Chalet,
schweift durch den Garten bis zum See.
> Vom Farbenspiel gefesselt stehen,
Picassos Werk ehrvoll besehen.
> Festlich ist der Tisch gedeckt,
die Speisenkreation entzückt.
> Orchesterklang erfüllt den Raum,
die Sopranistin ist ein Traum.
> Im Abgang der Burgunder dann,
zeigt seine edle Herkunft an.

Merke:
Wenn Perfektion auf Gusto trifft,
dann ist dies alles 'ein Gedicht'.


© Pixabay/SchWo

 


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DIE LENZ'SCHE REGEL

Meister Lampe geht zum Start
und putzt sich seine Ohren,
die Kiepe steht gepackt parat
und Lämmlein sind geboren.
Das Grün gewinnt die Oberhand,
die ersten Hummeln fliegen,
die Hühner wirken ausgebrannt,
vom Bunte-Eierlegen.
Die Osterglocken blühn und läuten
und Jesus Christus ist zurück,
das kann eines nur bedeuten:
die Weihnachts-Deko kann jetzt weg.

 

AM NÜRBURGRING

Die Motoren schreien, brennen,
aufgereiht zum großen Rennen.
Benzingeruch liegt in der Luft,
dieser Pferdestärken-Duft.

Aufgeregte Maschinisten
weichen plötzlich von der Piste.
Das Getöse nun extrem,
da springt die Ampel um auf Grün.

Der wilde Pulk entfernt sich schnell
nach Hatzenbach und Karussell,
entschwindet lange unsrem Blick.
Wer kommt als Führender zurück?

Ungeduld am Pistenrand,
die Fangemeinde schaut gebannt.
Da erscheint, das Warten lohnt,
ein Silberpfeil am Horizont.


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KOKETTERIE

Jedermann/jedefrau,
weiß darüber ganz genau
und im einzelnen Bescheid:
die Auswirkung der Eitelkeit.

Das Konterfei als Suchtobjekt
wird überall sofort entdeckt.
Ob Wasserpfütze, Fensterglas,
an jeder Ecke spiegelt was.

Sitzt die Frisur, das Rouge perfekt,
von hinten alles wie geleckt.
Mit ihren Augen, bergseegrün,
wirkt sie wie Heidi Klum so schön.
Ein kühner Blick, die Braue zuckt,
Humphrey Bogart spöttisch guckt.
Mit Brust heraus, Bauch eingezogen,
wär auch Tarzan nicht gelogen.

Wer sich ständig selbst begafft,
schmort sich nur im eignen Saft.
Sekundenglück ist schnell vergangen,
das Umfeld wertet unbefangen.

 

VOM FROSCHKÜSSEN

In Märchen und in Mythen,
beim Hoffen auf das Glück,
gilt es den Frosch zu hüten,
kehrt doch als Prinz zurück.

Das Wünschen und Ersehnen
von Wohlstand und von Macht,
das steckt uns in den Genen,
hat uns nach vorn gebracht.

Drum JEDER strebt nach mehr,
wär bereit dafür zu töten.
Wie im Märchen gilt auch hier,
es geht stets nur um Kröten.

 


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