Poesie Kategorie Sinniges

Sinniges - Seite 3

 

              

 

HOHE ZIELE

Ein Ziel beherrscht dein Sinnen.
Gedanken sind darauf fixiert,
dass dein Traum stets existiert
und keine Tränen rinnen.

Dafür lohnt der Tagestrott.
Als Preis für alles Schinden
wollen wir Erfüllung finden
und fürchten den Bankrott.

Manche Wege scheitern noch.
Da war der Wunsch zu hoch gehängt
vom falschen Ehrgeiz fehlgelenkt
und in der klugen Stirn ein Loch.


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IRGENDWANN

Plötzlich find ich vieles schön,
Löwenzahn und Distelgrün,
Brennnesseln und Quecken,
können meinen Groll nicht wecken.

Bremsen-, Schnaken-, Wespenstich,
sind maximal bedauerlich,
Spatz unterm Dach, Quaken der Kröten,
alles kann den Nerv nicht töten.

Hagelschlag und Donnerhall,
Zank der Liebsten Knall auf Fall,
Schrieb vom Amt und Protokoll,
machen mir das Maß nicht voll.

Motorenlärm und Kinderschrei,
Radau der Säufer nachts um Drei,
dies alles ist der Sound des Lebens,
dem lauschst Du irgendwann vergebens.

 

KINDHEITSERINNERUNG

Gemächlich hebt das Riesenrad,
die Gondel hoch über die Stadt.
Kindsgemüt hat jetzt die Macht,
quietscht in mir, die Seele lacht,
bin leicht beschwingt und sorgenfrei,
wie einst in Jugendträumerei.

Die Welt, der Rummel klein und still,
sodass ich gern hierbleiben will.
Doch das Rad dreht immer weiter,
wie eine Endlos-Lebensleiter,
geht es bergab, mein Traum beendet,
ein anderer nun sein Glückslos findet,
ist oben auf, dem Himmel nah,
sieht das, was ich zuvor noch sah.

Für schicksalhaftes Freud und Bange,
stehen die Nächsten bereits Schlange.
Alsbald geht diese Fahrt zu Ende,
wird für mich erneut Legende,
wie schon einmal, vor hundert Jahr,
als ich noch kindisch glücklich war.


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MELANCHOLIE

Ein Burnout der Seele
bestimmt die Gefühle.
Nur Schatten vom Licht,
der Lebensmut bricht.

Ein Blues im Herzen
mündet in Schmerzen.
Nur Angst wie ein Kind,
der Frohsinn versinkt.

Ein Krampf der Psyche
produziert die Flüche.
Nur Schleier im Gemüt,
der Tod droht verfrüht.

 

NUR MUT

Das Wasser steht am Kinn,
im Sumpf schwindet soeben,
ein verheißungsvolles Leben
und du schaust nicht einmal hin.

Am Baum die Schlinge hängt,
eine Seele einsam schreit,
ist zu allem nun bereit
und wahre Gründe keiner kennt.

Leben aus dem Körper schleicht,
das Wasser schon blutrot,
farbenfroh der Wannentod
und Schicksal aufgeweicht.

Man kann das Unheil packen,
sende ein starkes Zeichen,
du kannst die Hände reichen
und deiner Krone fehlt kein Zacken.

 


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PASS AUF

Kleine Beine laufen lernen,
Stolpern in die Welt.
Augen schauen zu den Sternen,
Paß auf, wenn Einer fällt.

Junge Herzen lieben lernen,
Sind dazu bestellt,
Träumen zweisam von den Sternen,
Paß auf, das Liebe hält.

Alte Seelen fliegen lernen,
Schweben aus der Welt,
Auf dem Wege zu den Sternen,
Paß auf, was Gott erzählt.

 

SCHWESTERCHEN

Erste Tage ohne dich,
die Stunden schwer wie Blei.
Gedanken suchen dein Gesicht,
dein Name wie ein Schrei.

In holden Kindertagen
und unbeschwertem Glück,
wagten wir es nicht zu sagen:
'Einer bleibt dereinst zurück'.

Jetzt schreitest du voran,
wie immer schwer zu halten.
'Stell dich doch an der Schlange an,
hinter die wirklich Alten!'.

Ein unendliches Leben,
hinter fernen Schranken,
das wird es für dich geben,
in all unseren Gedanken.

 


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TORE DER WELT

Tor! Tor! Tor!
Schrie die wilde Menge vor
dem Palaste des Despoten
und geballte Fäuste drohten,
Pyrotechnik in der Menge,
im Fahnenmeer panische Enge,
'Tret zurück!, stand auf Plakaten,
'Du hast unser Herz verraten!',
oder anderswo: 'Na, warte.
Wir zeigen dir die rote Karte!'

Herr Diktator mißversteht,
glaubt, dass es um Fußball geht.

 

WER'S GLAUBT WIRD SELIG

Der alte Freund meint es bloß gut,
wenn er dir etwas raten tut,
der nette Nachbar wirkt besorgt,
als er sich wieder etwas borgt,
der Job-Kollege listig grient,
bei gleicher Arbeit mehr verdient,
der Journalist hübscht seine Daten,
sind nun noch wahrer, üble Taten,
laut Werbung ist der Kunde König,
im Laden stört er meist ein wenig,
unsere Kanzlerin verspricht den Frieden,
ist Waffengleichheit erst beschieden
und Herr Pastor sonntags wissen ließ,
den rechten Weg zum Paradies.


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ZUVERSICHT

Ein Platz hoch am Licht
wer strebt danach nicht,
das Strecken und Ranken
bestimmt die Gedanken,
trotz der heutigen Sorgen
alles wird besser ab morgen.
Das Ungewisse besiegen
heißt Lebensmut kriegen,
der nächste Augenblick
bringt vielleicht das Glück,
nur ein Wimpernschlag bloß
und die Hoffnung wird groß.
Drum beachte nicht zuletzt,
Deine Zukunft fußt im Jetzt.

 

EILE MIT WEILE

Das eilt, das eilt!
Hektik ist das Elexier,
Schmierfett unserer Lebensgier.
Wehe, wer phlegmatisch weilt.

Das muß, das muß!
Motor für das Hamsterrad,
Parole für den Nimmersatt.
Wehe, wer erzeugt Verdruß.

Das kann, das kann!
Pflicht als Leistungsdruck
ist dein privater Ordensschmuck.
Wehe, wer sich nie besann.

Das wird, das wird!
Entschleunigung als Medizin,
Langmut hilft bei dem Bemühen.
Wehe, wer das ignoriert.

Das könnt, das könnt!
Grabsteinspruch als Resümee
'Ruh in Frieden, du Genie'.
Wehe, wer daraus nicht lernt.

Fazit:
Schieb ruhig so manches insgeheim
auf den Tag Sanktnimmerlein.


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ETAPPENZIEL

Brauner Dunst zieht durch das Land,
vernebelt Bürgern den Verstand.
Verloren scheint der klare Blick,
auf's 1000-Jahre-Reich zurück.
Nur eine Generation später,
wiederholen sich Fehler unsrer Väter.
Der Chronist wittert Gefahren,
die schon ein Mal tödlich waren.
Drum greift zu Euren Geisteswaffen,
damit wir 100 Jahre schaffen.

 

STERNDEUTUNG

Sternenschwanger diese Zeit,
gezackte Lichter weit und breit,
glitzern, blinken, grüßen sacht,
als Vorboten der Heiligen Nacht.

Einer zeigte einst bequem,
den rechten Weg nach Bethlehem,
um dort im Stalle vorzufinden,
Maria/Josef mit dem Kinde.

Heut lockt mit Sternen, zum Verdruß,
der Gott von Konsum und Genuss.


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DER NACHRUF

Da war noch viel erhoffte Zeit,
die Zukunft ja dafür bereit.
Da war noch Plan für Plan,
das stand demnächst noch an.
Da war noch Lust auf Leben:
,Das gönn ich mir mal eben!'
Da war noch genügend Kraft,
für Liebe und für Leidenschaft.
Da war Neugier und Interesse,
für alles, Sport und Presse.
Da war Selbstironie, Humor
und Sozialgewissen pur.
Da war Kumpel, Freund und Gatte,
der allen viel zu geben hatte.
Da war vieles selbstverständlich,
doch die Zeit war leider endlich.
                       (gewidmet Günther H.)

 

DIE MACHT DES LICHTS

Ins winterkalte Dunkel bricht
ein erstes, kleines, warmes Licht,
dann zwei, dann drei, dann vier,
dann wird es ein Lichtermeer.
Überall sind Fenster hell,
Fassaden wahrer Lichterquell.
Mit über Köpfen aufgespannten,
Lichterketten, Leuchtgirlanden,
sind finstere Strassen neu erstarkt,
bis hin zum großen Baum am Markt.
Majestätisch, prächtig wacht der Tann,
über dem Weihnachtsdorf sodann.
Dort tummelt sich beseelt die Meute
hoffnungsfroher Christenleute,
dem Höhepunkt der Zeit entgegen,
wenn aus der Krippe reines Leben
entspringt als Funke in die Welt,
der finstere Herzen neu erhellt.


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© Stefan Keller/Pixabay

DUNKLE VERGANGENHEIT

Erinnerung entweiche doch,
du bist kein Hort der Liebe.
Besser ein Gedankenloch,
als eine Welt voll Hiebe.

Trümmerfelder ziehn vorbei,
der Tod in allen Gassen.
Jeder Blick ein Hilfeschrei,
das Elend zu verlassen.

Hungersnot herrscht überall,
entsetzt sind Kinderaugen.
Angst bei jedem Bombenknall,
will die Seele rauben.

Entwurzelte von überall,
beschwören nun den Frieden.
Da kommt der nächste General,
hat neues Leid entschieden.

 

BROT FÜR DIE WELT

Schwere Luft an Sommertagen.
Ernte wird jetzt eingefahren,
Stoppelfelder goldgelb strahlen,
Lohn für alle Müh'n und Plagen.

Bauernseele ist zufrieden.
Scheun' und Tenne prall gefüllt
mit Gottesgaben, sind gewillt,
den Hunger zu besiegen.

Müller, Bäcker sind bestellt.
In ihren Mauern reift perfekt,
am Ende nun das Großprojekt
und fertig ist: Brot für die Welt.


©Philippe Ramakers/ Pixabay

 


© Dayron Villaverde/Pixabay

DANKE LEBEN

Sind wir vom Glück besessen?
Lifestyle, Werbung, Medien,
alle, alle predigen,
versuchen uns zu stressen.

Du mußt jung sein,
du mußt  schlank sein,
du mußt beliebt sein,
darfst nicht krank sein.
Du mußt schlau sein,
du mußt  loyal sein,
du mußt smart sein,
darfst nicht arm sein.

Bist politisch, religiös konform
und sexuell nicht aus der Norm.
Bist satt und froh in einem Heim,
mit Familie, nie allein.
Bist emphatisch und kannst geben,
nimmst teil am kulturellen Leben.

Nichts davon ist selbstverständlich,
ja - das Leben sogar endlich.
Wann bleibt eigentlich noch Zeit,
für ein Quantum Dankbarkeit?

 

NEULAND

Wenn es dich erwischt,
dein Lebenslicht erlischt,
sei nicht allzu sauer.

Schon viele, viele waren,
vor dir dran seit Jahren,
sind inzwischen schlauer.

Ist die Furcht auch riesengroß
diesen Schritt wirst du nicht los,
den Sprung über die Mauer.

Wie bei vielen Sachen
mußt die Erfahrung selber machen,
dann weißt du es genauer.

Ist es paradiesisch dort,
willst da keinesfalls mehr fort,
so lohnt gar keine Trauer.


© Christian Dorn/Pixabay

 


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WEHRPFLICHT

Ich denk an mein Gelöbnis,
das ich der Fahne gab
und leider beim Kommiss
die Unschuld mir verdarb.

Ich denk an mein Erlebnis,
mit Kamerad im Dreck,
von dem Druck der Feindnis
und dem Sturmgepäck.  

Ich denk an die Erkenntnis:
Im Frieden Waffen schweigen.
Despot heuchelt Verständnis:
... und das soll auch so bleiben!

Ich denk beim Staatsbegräbnis
der gefall'nen Kameraden,
bei aller Pietätnis:
Etwas zweifeln kann nie schaden.

 

POINT OF NO RETURN

Wann endet wohl die Endlichkeit,
wo liegt der ‚Point of no return‘?
das wüßten wir wohl alle gern,
doch wäre das gescheit?
Laßt uns lieber weiter hoffen
und ganz im Bequemen,
das Dasein selbstverständlich nehmen,
so ist der Schluß weit weg und offen.
Kommt der letzte Augenblick
überraschend und im Nu,
schau nicht mehr zurück,
mache deine Augen zu.
Was war, das war,
was ist, das ist,
der Moment, schon lange klar,
der nun gekommen ist.
In wohlig warmen Lüften schwebt
die Seele nun von dannen,
aufwärts sie zum Himmel strebt,
auf goldenen Flügelspannen.
Dennoch wiegt die Wehmut schwer,
das Ende eines schönen Lebens,
bitten, betteln ist vergebens,
es gibt keine Wiederkehr.


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VON JUNG UND ALT

Ein Säugling nach dem Leben giert,
sich gar an Ammenbrüsten nährt,
wird auf Entdeckungsreise gehen,
das Leben lernen und verstehen.
Ein Kindsgemüt ist sorgenfrei,
ihm ist das Morgen einerlei.
Ein Jugendlicher ungeniert
das Reifer-werden sinnlich spürt,
wird bald in Konkurrenz zu Alten,
seinen Lebensweg gestalten
und selbstverliebt, volljährig wissen,
das Ganze hier, ist doch beschissen.
Erst mit weiteren Reifejahren,
wird er durch Aufs und Abs erfahren,
vom bunten Spiel, was Dasein heißt,
wo Schicksal wie ein Geier kreist.
Erwachsen und in Lebensmitte
verantwortlich für sich und Dritte,
entscheiden sich viele Gefühle
und dereinst gesteckte Ziele.
Dem alten Mensch rast seine Zeit,
Versäumtes steht nicht mehr bereit
und Inventur, was ist, was war,
ist nicht immer sonnenklar.

Eine Frage steht im Fokus doch:
was kommt nach dem Ende noch?