Poesie Kategorie Socials

Socials - Seite 2

 


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DER DICHTER

Ein Dichter quält sein Hirn,
legt tiefe Furchen in die Stirn.
Blickt angestrengt zur Zimmerdecke,
beißt vom Bleistift eine Ecke,
schließt dann die Augen wie zum Schlaf
und denkt in Wirklichkeit nur nach.
Dann huscht ein Lächeln durch’s Gesicht
- auf dem Papier steht ein Gedicht.

 

DER EINKAUF

Als gepuffter Amaranth
auf dem Einkaufszettel stand,
Magerquark und Knäckebrot,
Stilles Wasser (dick in Rot),
Kopfsalat und Möhren,
sollten auch dazu gehören.
Da wusste ich ganz instinktiv
in welche Richtung es nun lief.
Grill-und Weißbierzeit adieu,
etwas Fasten tut nicht weh.

Doch ich glaub das wird nicht lohnen,
es gibt schon Stollen und Makronen.


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DER GUTE FREUND

Dein Freund, dein guter Freund,
hat nie ein Fest bei dir versäumt,
dein Bier am Tresen mag er gerne,
doch ist er dran, liebt er die Ferne.
Das teure Werkzeug leiht er sich,
selber kaufen lohnt ja nicht.
Den neuen Bond auf DVD
kopierst du ihm, tut ja nicht weh
und an dem Roman, frisch ausgelesen,
ist er interessiert gewesen.
Zu deiner Frau ist er charmant,
verständnisvoll und stets galant,
so langsam dämmert’s dir mit Grimm,
dein Freund gehört zum Stamme ‚Nimm‘.

 

DER KLAPPERSTORCH IST TOT

Aufgeklärt ist heut‘ die Jugend
und es wird nicht mehr gedroht
mit Verbot und schlechter Tugend,
der ‚Alte Klapperstorch‘ ist tot!

Doch daran liegt es nicht im Grunde,
wenn dieser Kinderglaube stirbt,
wichtiger ist doch zur Stunde,
dass es kaum noch Störche gibt.
Ich glaub‘ wir sollten heut und hier
und für die Zukunft fragen:
Ist‘s nicht besser zu dem Tier
nun „Knapper-Storch“ zu sagen.

 


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SINNESWANDEL

SEHEN, dieser Traum bei Licht,
der bei Dunkelheit zerbricht.
Auch Makula und grauer Star
zerstören, was einst wunderbar.

HÖREN, die Basis für das Wort,
entschwindet sanft hinfort,
leise wird die Welt zum Schluß,
dominiert vom Tinnitus.

RIECHEN, als Auslöser der Triebe,
wichtig für die Lust und Liebe
und Wahl des Partnertypen,
überlässt man nun Polypen.

SCHMECKEN, Test für jede Nahrung,
am Gaumen eine Offenbarung.
Im Alter salz- und würzefrei
wird so vieles Einheitsbrei.

TASTEN, der Weg zur Gänsehaut,
den jung Verliebten wohlvertraut.
Im Pflegeheim hilft es geschwinde,
dass ich den Alarmknopf finde.

 

SÜNDENFOLGE

Alles war heil im Paradies,
dann geschah bekanntlich dies:
Die falsche Schlange und das Weib
brachten beide es soweit,
das Adam das Tabu vergaß
und verbot’ne Früchte aß.
Wir Menschen sind gestraft seither
mit Sünde, Tod und noch viel mehr.
Die erste Strafe traf jedoch
Adam unter’m Essen noch.
Ihm blieb im Hals zu seinem Schrecken
ein Stück des Apfels plötzlich stecken.
Selbst Husten war da wirkungslos,
ihm blieb hängen dieser Kloß.
So tragen wir als Sündenjoch
den Adamsapfel heute noch.


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TAUSENDSASSA

Ja, im Land der Irokesen,
bin ich mal Friseur gewesen.
Bin westwärts weiter dann gezogen,
erfand den Sioux Pfeil und Bogen.
Ein Hilferuf kam aus den Anden,
bevor die Inkas dort verschwanden.
Auf halbem Weg hatten Azteken
mich um Rat beim Gold gebeten.
Den Indios nahm ich dann zum Glück,
Kurare für ihr Blasrohr mit.

Im kalten Reich der Inuit
machte ich beim Walfang mit
und später half ich den Mongolen,
bei der Aufzucht ihrer Fohlen.
So kam ich zu den Samurai
und brachte ihnen Kampfkunst bei.
Ob’s der Chinese heut noch weiß,
in meinem Mantel ein Korn Reis?
Egal, heut‘ predige ich der Jugend,
Bescheidenheit ist eine Tugend.

 

VERLASSENE VERLIESE

In alten Schlößern, so wie diesem,
liegt hinter mancher Mauer,
in tiefen Kellern und Verliesen
noch heut das Grauen auf der Lauer.

Dort finden sich an dunklen Wänden,
aus längst vergangenen Epochen,
noch gefesselt an den Händen,
ausgeblichene Menschenknochen.

Wirft das schale Kerzenlicht
vom Skelett dann Schatten,
vergißt man diesen Anblick nicht,
auch nicht die vielen Ratten.

Bei jedem kleinen Luftzug rappelt
das knochige Gestell,
bevor man selbst dort zappelt
geht man besser schnell.


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VORWÄRTS

Verirrt im Moor, die Panik wächst,
wo ist der Weg, es ist verhext,
die Angst im Herz, wird zum Gewimmer
- vorwärts immer, rückwärts nimmer –

Die Börse kippt, Geld wird verbrannt,
dein Name als Pleitier genannt,
es droht die Ächtung, oder schlimmer
- vorwärts immer, rückwärts nimmer –

Die Krankheit kommt, zerschlägt mal eben,
dein sorgenfreies Alltagsleben,
von Glaub‘ und Hoffnung keinen Schimmer
- vorwärts immer, rückwärts nimmer –

Deine Bilanz gibt dir noch Recht,
das Leben war gar nicht so schlecht,
ein letzter Blick im Sterbezimmer
- vorwärts immer, rückwärts nimmer !

 

ZWISCHEN HALB UND ACHT

Ein Schleimling flüchtet rachenwärts
und der Indianer kennt kein Schmerz.
L112 macht sichtlich schlank,
da grüßt uns die Beraterbank.
Brillen gibt‘s zum Nulltarif
und einer ‚Tach, Herr Kaiser‘ rief.
‚Mach dein Ding‘, hieß es noch eben,
schönes Haar ist dir gegeben.
Ein Duft, der Frauen provoziert,
wenn einem so viel Gutes widerfährt,
dann weiß man, was man hat
und ist stark nun für die Nacht.

Schon zeigt die Perle der Natur,
keiner macht mich mehr an, nur
gucken darf man, nicht anfassen,
den Tiger aus dem Tank entlassen.
Man sagt, er habe Magik-Kräfte
und regelt deine Magensäfte.
Da schreit jemand ‚der Geiz ist geil‘,
die mit dem Blubb erscheint derweil.
‚Bin doch nicht blöd‘, klingt’s da gewagt,
nichts ist unmöglich, wie gesagt.
So Bild dir eine Meinung, flott,
dies alles nennt sich Werbe-Spott.


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DEPRESSIONKAMMER

Bin gut gelaunt und froher Dinge
als ich mich aus den Federn schwinge.
Die Vögel trällern schon ihr Lied,
der frühe Wurm so grad verschied.
Die Sonne bricht durchs Wolkenbett
treibt alle Nachtdämonen weg.
So biedert sich der Tag mir an,
verspricht, was er nicht halten kann.
Entlockt ein Lied gar meinen Lippen,
läßt mich am Lebensnektar nippen.
So erreich ich voller Glückshormone
meinen Platz als Arbeitsdrohne.
Tauch ein in Duft aus Staub und Frust
und ausgebremster Arbeitslust.
Das Hamsterrad dreht im Akkord
ist doch der Chef beim Chef im Wort.
Da hör ich eine Stimme schreien:
"Das ist hier kein Erholungsheim!".
Herunter fährt der Tatendrang,
bin im Karriere-Abgesang.
Geh depressiv nach Hause heute,
wie einst ein Jäger ohne Beute.

 

GAMOPHOBIE

Sanft weht der Schleier im Winde,
alle Gäste folgen geschwinde,
dem jungen, unschuldigen Paar
auf dem Wege zum Altar.
Andächtig der Gang durchs Gestühl,
innig sind Blick und Gefühl,
den schönsten Tag im Leben,
soll dieser Moment ergeben.
Da zögert beim ,Ja' die Braut,
hätte sich fast nicht getraut.
'Ist neben mir der Trau-Mann,
wirklich auch mein Traum-Mann?'
Beim Tausch der Ringe später
überzeugte der Ein-Karäter.


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HOCHBEGABT

Genie und Wahnsinn sind verwandt,
sagt der Volksmund altbekannt.
Bei hundertfünfzig der IQ,
sieben Sprachen noch dazu,
Meisterschach und Rechenkunst,
Durchblick anstatt blauer Dunst,
visionär und virtuos,
königlich in den Bonmots,
vielleicht ein wenig arrogant,
despektierlich, degoutant
und mit Besserwissereien
meistens nur mit sich allein,
wird geachtet und geliebt,
nur wenn's Gleichgesinnte gibt.
Drum danke sehr, hab Glück gehabt,
bin von Natur aus tiefbegabt.

 

HOCHZEITSTAG

Glück gehabt und dran gedacht,
doch wehe nicht, du armer Wicht,
dann kommt Eiszeit über Nacht
und ein Dasein mit Verzicht.

Vergessen Glück und Seligkeit
und Hochgefühl der Liebe,
alle Schwüre für die Ewigkeit
und hemmungslose Triebe.

Da brechen Gräben auf im Herzen,
wo sonst Rosenfelder blühen,
Amors Pfeile können schmerzen,
wenn Sie aus Verachtung glühen.


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IM WIRTSHAUS

Sonntags nach dem Gottesdienst
mit aufgewühlten Seelen,
kehren sie ins Gasthaus ein,
zu ihren Stammtisch-Stühlen.

Nach der ersten Maß sodann
geht's stracks zu großen Themen,
es schwadroniert der kleine Mann:
wir zeigen's oben denen.

Die Faust geballt, die Stimmung froh
hier in Expertenkreisen
und allenthalben schwärmt man so
von den Wirtschaftsweisen.

 

WEIHNACHT

Oh, Tannenbaum, oh, Tannenbaum,
du bist so grün, man glaubt es kaum.
Besonders dabei deine ‚Blätter‘,
bei Sommer-, wie bei Winterwetter.
Jahreszeiten stören dich nicht,
dein grünes Kleid bleibt immer dicht.
Und eilt heran die Weihnachtzeit
dann hältst du dich für uns bereit,
In unsere Wohnung ziehst du dann,
mit dem abgeschlagenen Stamm,
trägst für uns Schmuck und Bänder
und zum Stehen einen Ständer.
Bringst einen Hauch von Waldidylle
in unsere Heiligabendstille.
Drum können wir dich gar nicht tadeln,
außer für gefallene Nadeln.


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