Schmunzler - Seite 7

KEGELPARTIE

Eine Kugel ist ein seltsam Ding
hat keine Ecken, Kanten,
kullert einfach wie sie will,
zu Bauern oder Tanten.
Wiederum auf dem Parkett
mit etwas Drall und Klasse,
biegt sie seitlich ins Bankett
und verpaßt erneut die Gasse.
Ich ganz sauer und enttäuscht
warf ohne groß zu zielen,
hörte bald schon am Geräusch,
das alle Neune fielen.

RENTIER RUDOLF GRÜßT

Die Natur ist erkaltet
und ich bin erkältet! :-)

Stets wenn Temperaturen sinken,
es eisig um den Giebel pfeift,
die Viren schon von weitem winken,
die Rotznase bald ausgereift.

So geht es in die Winterzeit,
mit Schnäuzen und mit Husten,
die Wärmflasche ist startbereit
und heißer Grog zum Pusten.

Doch alle Mühe einerlei,
es kommt, wie‘s kommen muß,
das Rote-Nase-Konterfei,
ziert mich doch zum Schluß.

EINSICHT

Der Hahn kräht heut vergebens,
ganz heiser schon sein Schrei.
Was die Regel war, zeitlebens,
ist heut morgen einerlei.

Mein Koma tief und fest,
im Reich der Träumereien,
zu kuschelig das Nest,
für das Hahnenschreien.

Doch im Traum wird es bedrohlich,
eine Bestie wütend schreit,
das Kikeriki klingt da sehr wohlig
und zum Aufstehen ist auch Zeit.

VORNEHM VERLAUFEN

Wir wandern und wandern,
von einem Tal zum andern.
Der Wald wird dicht und dichter,
die Klamm wird immer klammer,
keine Lichtung, keine Lichter
immer jammrer das Gejammer:
Wo sind wir hier bloß, wo?
Ist das vom Globus der Popo?

VON EINEM GROSSEN KATER

Dem ungeübten Muskelstrang
ist beim Anblick der Geräte bang.
Die Kraftmaschinen aufgereiht,
stehen zur Folter dort bereit.
Der Therapeut, ganz hoffnungsfroh,
gibt zur Übung nun sein ‚Go‘ !
Federn spannen, Gewichte schweben,
der Proband beginnt zu beben.
Und drei Sequenzen, noch einmal,
der Therapeut, wie einst ‚Graf Zahl‘,
zählt seinen Countdown runter
und grinst dabei ganz munter.
Ich glaub zu dem Berufsbild zählt,
Genuß, wenn sich ein anderer quält.
So geht ‚Geräte-Hopping‘ weiter
und der Graf ist der Begleiter.
Nach endlosen Minuten dann,
man kriechend dort entfliehen kann.
Doch auch tags drauf und übermorgen,
sind noch präsent die Foltersorgen,
denn stark und übermächtig - wild,
ein großer ‚Muskel-Tiger‘ brüllt.

DAS KREUZ MIT DEM KREUZ

Lästig ist der ‚Rückenping‘
und ein unausstehlich‘ Ding.
Der Zweibeiner sein Leben lang,
büßt für seinen Aufrechtgang.
‚Ich spüre nichts‘, der Säufer spricht,
wenn er auf allen Vieren kriecht.
Ein Fazit ist doch schwer zu finden,
es folgen Schwielen an den Händen
und sind die Knie wund und blutig,
steht er bald auf, ganz wagemutig
und stottert noch: Oh je, oh je!
Wie tut mir der Rücken weh.

DIE QUAL MIT DER MORAL

Gar sittsam und gestreng
war Deutschtum einst und eng,
so wie das Korsett der Damen,
die darin nicht zu Atem kamen.
Die Kirchen forderten derweil,
ihre Regeln für das Seelenheil.
So lebten Bürger eingeschnürt,
allermeist wie‘s sich gehört.
Die Keule der Moral im Nacken,
Angst vorm Pranger stets zu packen,
so schwelgte nur die Oberschicht,
hielt sich selbst nicht an Verzicht.

Ein Umbruch brauchte lange Zeit,
das gemeine Volk das Gängeln leid,
nach und nach, derweilen drastisch,
wurde die Moral elastisch.

IK VRAAG

Es regnet in den Grachten
schlimmer als wir dachten.
Nun Wasser auch von oben,
Neptun schien zu toben.
Wahrscheinlich ist der böse,
mit himmlischem Getöse,
weil der Niederländer ja einmal,
ihm ein Teil des Meeres stahl.
Ich aber frage hier und nun:
was hab ich damit zu tun?

KOMMT DAVON

Es schwimmt ein Wal im großen Meer,
tummelt sich hier, mal kreuz mal quer,
springt übermütig in die Lüfte,
so hoch er kommt, meist bis zur Hüfte
und platscht zurück mit Mords-Radau,
davon ist er nun ganz blau.

AUS DER VOGELKUNDE

Kohl- und blaue Meisen
kommen im Winter gerne,
an aufgestellte Futter-Speisen,
gar aus weiter Ferne.
Hier finden sie trotz Eis und Frost,
da kann es hageln oder schneien,
in Sachen Hunger ihren Trost,
durch Kuchenkrumen, Sämereien.
Im Sommer folgt Revanche,
dank dieser Vogelarten,
hat Ungeziefer keine Chance,
bei mir in Obst und Garten.

So geht das über Jahresfrist
und es sind glücklich, beide,
weiß nicht warum Du böse bist,
wenn ich dir eine Meise zeige.

WACHSWETTER

Ja, wenn der Lavendel blüht,
der Sommer kommt, der Frühling geht,
dann freuen sich all die Bienen
und ich mich auch mit ihnen.

Ja, wenn der Lavendel blüht,
die Sonne lacht, von früh bis spät
und all die Blumen duften,
dann müssen Bienen schuften.

Ja, wenn der Lavendel blüht,
und der Imker früh aufsteht
kann er auf leisen Sohlen,
sich die erste Beute holen.

Ja, wenn der Lavendel blüht,
und der Garten explodiert,
bin ich die Arbeitsdrohne,
der Königin, bei der ich wohne.

EINSICHT

Mir steht das Wasser bis zum Kinn
kein Wunder, da ich badend bin.
Durch Schaumgebirge gut geschützt
meine Leibesfülle sitzt,
doch steigend mit dem Wohlbefinden,
sieht man Seifenbläschen schwinden.
Sie verpuffen, platzen ausnahmslos
und legen das Dilemma bloß.
Es ist daher für alle besser,
ich steige raus aus dem Gewässer,
zumal dies und ich geschwind,
im wahrsten Sinn ‚einsichtig‘ sind.

ALLOHOL

Allenthalben wird gewarnt
mit erhob’nem Finger,
die Droge sich im Alltag tarnt,
als für 'Trübsal der Bezwinger'.
Drum beachte, mache nie,
auch wenn es vonnöten schien,
eine dauerhafte Therapie,
aus deiner Lieblingsmedizin.
Das predige ich seit Wochen,
beherzt und mit Mumm in den Knochen!

SCHUFTEREI

Beine hoch, und jetzt ein Bier,
sprach der Meister schon um vier.
Sein Gewerk nur halb getan,
dürstet ihn es ganz spontan.
In bequemer Haltung, ganz,
zieht er für heute kurz Bilanz.
Es hat geruckt, laut Augenschein,
der Kunde kann zufrieden sein,
hat ihm ganz zu Recht vertraut,
auch Rom ward nicht adhoc erbaut.

Es atmet tief die Meisterbrust,
morgen, ja morgen hab ich wieder Lust!

FELD-DISPUT

Er pflügt mit seinem Pflug,
schnurgerade, Zug um Zug.
Wie mit dem Lineal gezogen,
sind die Furchen, ohne Bogen,
verlieren sich am Horizont,
wo der nächste Nachbar wohnt.
Der kommt ans Feld, schreit in die Stille:
Hast’ wieder Knick in der Pupille?
Da rief am Pflug der, forsch und wacker:
Mach Du dich bloß vom Acker.

BEI NACHT

Bei Nacht sind alle Katzen grau,
so der Volksmund spricht.
Was ich aber nachts so schau,
das kennt der scheinbar nicht.

Bei rotem Lichterschein
und schummrigen Ambiente,
ist wahrlich gar nichts grau
und Kätzchen sehr behände.

Die schnurrten auf meinem Schoß,
egal wann ich sie rief,
sie waren munter, ganz famos
und sehr nacktaktiv.

ERSTER SCHNEE IN NRW

Falbes Licht tropft in die Bleibe,
Eiskristalle an der Scheibe.
Weiße Flocken tanzen wirre,
die Luft ist scharf, voller Geklirre,
jede Pfütze eisgefroren,
der reine Anblick schließt die Poren.
Der alte Bollerofen glüht,
hat sich redlich abgemüht,
drin Wohlbehagen zu erzeugen,
Erfrierungen dort vorzubeugen.
Tannenzapfen, Hobelspan,
fachen seinen Hunger an,
es knackt und knistert und
flackert wild aus seinem Schlund.
Der Feuerschein streift die Gesichter
und Wintermenschen drängen dichter,
sind angespannt und flüstern leise:
Jetzt beginnt die Winterreise.

INVENTUR

Sind Haare auf dem Kopf verloren,
wachsen sie dir aus den Ohren,
auch die, die aus der Nase sprießen,
sind bestimmt welche von diesen.
Drum sei nicht gar so aufgebracht,
fehlt jugendliche Lockenpracht,
denn die Bilanz ist völlig klar,
in Summe sind noch alle da.

WARNUNG

Tausendmal blamiert,
tausendmal hat‘s mich geniert,
dann hat es BUMM gemacht,
denn du hast mich ausgelacht.
Dein Auge schwillt nun langsam zu,
und ich hab kein Mitleid - Du
mußt langsam mal begreifen
und Dir so etwas verkneifen.
Ich sagte dir ja schon,
meine Faust ist autonom
und bei jedem nächsten Lacher,
folgt wieder so ein Kracher.

(inspiriert durch: Tausendmal berührt; Klaus Lage)

PFUI KALT

Kälte kriecht durch alle Fugen,
schleicht sich heimlich in die Stuben,
beherrscht dort wahrlich alle Tricks,
erreicht mich meuchelnd hinterrücks,
um nun am unbestrumpften Beine
aufwärts zu klettern, die Gemeine,
sie erreicht so Sterz und Lenden,
ohne sich noch mal zu wenden,
krabbelt dem Rücken noch empor,
bis ich sogar fror am Ohr
und es kommt, was kommen muß,
Gänsehaut und der Verdruss.

 

DUNKELFLAUTE

Herr S. kommt an mit vielen,
Kabeln, Klemmen Utensilien
und aus dem Werkzeugkoffer prangen,
Schraubendreher, Messer, Zangen.
Mutig greift nun der Famose
ins Drähtewirrwarr in der Dose,
schnappt sich welche, gelb-schwarz-blau
und paart sie eifrig farbgenau.
Und Lüster(n)-Klemmen an der Wand,
geht im locker von der Hand,
bis er beseelt nach hinten schreit:
Sicherung rein, es ist bereit!
Verdutzt sich seine Augen reibt,
Herr S., weil es doch dunkel bleibt.