Lyrics - Seite 1
01. MAI
Tag der Arbeit, nichts zu tun.
Mensch und Maschine ruhen.
Nur die Standuhr tickt, die alte,
kann nicht einmal inne halten,
hält Pausen nicht vonnöten,
muß emsig die Sekunden töten.
Bei jedem Klick verschwindet Zeit
ins schwarze Loch Vergangenheit.
Ein steter Quell, der Zukunft heißt,
die Unruh mit Minuten speist
und falls man als unsterblich gilt,
ist der Vorgang halb so wild.
ABENDROT AM FLUSS
Silberweiden blinken
drüben am Gestade,
Binsengräser winken
laden ein zum Bade.
Laue Winde streichen
über‘s wiesengrün,
Enten in den Teichen
ihre Jungen zieh'n.
Gold‘nes Sonnenlicht
auf den Ackerkrumen,
Insekten machen Sonderschicht
auf den wilden Blumen.
Gram und Angstbegleiter
aus deiner Alltagsfront,
reisen mit den Wolken weiter,
verglühen am Horizont.
AM OSTERFEUER
Die Scheite lodern schon,
es knackt und prasselt wild.
Funken steigen hoch davon
und Rauch zum Himmel quillt.
Gesichter flackern ringsum hell
im Takt des Flammenspieles,
der Kreis der Gaffer füllt sich schnell
und erwartet vieles.
Für Auferstehung, neues Leben,
das Ende kalter Winterzeiten,
sollen Flammen sich erheben,
uns den Weg bereiten.
Doch:
Das Schicksal oft sein Unheil treibt,
am Ende doch nur Asche bleibt.
AUF WANDERSCHAFT
Wenn Füchse ihren Kaffee kochen
kommt Nebel aus dem Tann gekrochen,
verschleiert so die höchsten Wipfel,
den Blick auf ferne Felsengipfel.
Die Wanderspur zur Morgenstund
verliert sich rasch im Auengrund,
Frieden nun im Waldkokon,
Stille heißt der Kompagnon.
Fernab von wilden Meuten,
kann sich die Seele häuten.
Das Pilgerherz schlägt freier,
die Sonne bricht den Schleier.
BEI ASE, ODIN, THOR
Die See so glatt wie Blei,
verwunschen dieser Ort,
da öffnet sich der Fjord,
gibt seine Schätze frei.
Felsen schroff empor,
majestätisch karger Stein
hüllt unsre Blicke ein,
im Reich des Gottes Thor.
Wasser stürzt zur Schlucht,
fällt schreiend in das Becken
um Fremdes abzuschrecken,
dann plötzlich diese Bucht.
Weißblau spiegelt sich Azur,
am seichtem Ufersaum,
farbenfroh die Häuser schauen,
wie bunte Kleckse der Natur.
BEIM SCHREINER
Der kleine Pfeifenkopf
soeben frisch gestopft,
wankt bald her und hin
vom Mundwinkel zum Kinn,
der alte Meister spricht
mit bärtigem Gesicht
und Sägemehl im Ohr,
holt er den Fidibus hervor,
es zündelt schnell das Kraut,
in Qualm gehüllt er schaut,
genießt die friedlich Szene,
schon fliegen wieder Späne.
DER ALBTRAUM
Im Traum erschien ich mir als Taube,
verband den Frieden und den Glaube.
Ein Stimme kam von oben,
‚Der Herr‘ begann mich sehr zu loben,
und sagte zu mir feierlich:
Du wirst befördert, freue dich !
Ab nächstem Ersten kannst du denken,
dem Anderen Glück und Liebe schenken,
du wirst erfinden, dichten, bauen,
die Welt dir völlig neu beschauen.
Leider jedoch wirst du auch,
so erfordert es der Brauch:
Kriege führen, morden, lügen,
den Nachbarn hassen und betrügen,
verraten, stehlen, stauchen,
Schutzbefohlene mißbrauchen,
verführen, stoßen, treten,
dich rächen mit Musketen,
zerstören und vernichten,
verurteilen, lynchen, richten,
quälen, foltern bis zum Tod
und lachen über andrer Not.
Dies alles wirst DU tun allein,
denn du sollst ein Mensch nun sein.
DER TAG
Der Tag erwacht im Morgenrot,
erlebt dann ein paar Stunden,
Minuten und Sekunden
Und bringt im höchsten Sonnenstand
Licht und Wärme in das Land.
Dann nach einer kurzen Zeit
ist es leider schon soweit,
es beginnt das Abendrot -
Tag ist tot.
Moral:
Der Tag schwimmt oft in seinem Blut,
so wie der Mensch das gerne tut,
doch auch das Gegenteil vom Sterben,
geht beim Tag nicht ohne färben.
DIE GEDANKEN SIND FREI ?
Soll man an der Bibel zweifeln,
an der Schöpfung insgesamt?
Darf man die Besorgtheit geißeln,
ist sie mit der Angst verwandt?
Macht Geld glücklich, ganz allein
und warum ist die Macht betörend?
Ist jeder Sieger nur ein Schwein,
die Zweiten, Dritten gar schon störend?
Sind Andersdenkende Sektierer,
ist Sex in Gruppen Sauerei?
Bei uns sind Opfer die Verlierer,
ihr Schicksal nur noch Medienbrei?
Kennt Politik nur Denunzianten,
ein klares Wort nur den Affront?
Werden Maschinen zu Verwandten,
steuern unsere Zukunft schon?
Was lenkt Synapsen und Neuronen,
hat wer von außen diese Macht?
Denken wir noch, wenn wir klonen,
oder werden wir gedacht?
FLASCHENPOST
Ein Glitzern in der Gischt,
reflektiertes Sonnenlicht,
auf und ab im Schaum
purzelnd wie ein Clown.
Muschelblindes Glas
verbirgt in sich etwas,
vergilbte Wünsche, Grüße,
Nachricht an die Süße,
Hilfeschrei und Bitten,
Standort wo sie litten,
den Eltern Dank und Lob
und das die Hoffnung trog.
Tränenschwangeres Brevier
wachsverschlossen finden wir
und es entweicht ein Geist
der Erinnerung heißt.
HORROR MONAT
Bleiern die Gedanken,
Trauerzeit im Land,
Lebensgeister wanken
den Toten zugewandt.
Tradition ist Pflicht,
Gedenken ein Gebot,
Tage ohne Licht
machen uns devot.
Da ziehen Terroristen
ihre blutig Spur,
tragen Todeslisten
in unsere Kultur.
Kommt die selig Zeit
endlich mit Dezember?
Sie ist noch nicht so weit,
vorher herrscht November.
INDIAN SUMMER
Kurze Tage, lange Schatten,
güldene Farbenpracht,
letzte, warme Sonnenstrahlen
vor dem ersten Frost der Nacht.
Gedanken an die Sommerzeit,
an frohes Lebensglück,
unbeschwerte Heiterkeit
kehrt nicht mehr zurück.
Melancholie liegt in der Luft,
bleiern wirkt das Ungewisse,
modrig nun der Blütenduft
von Lavendel und Melisse.
Hoffnung über allem schwebt,
der nächste Frühling ist gewiss.
Dumm nur, hab ich überlegt,
wenn's der Herbst des Lebens ist.
INTIMUS
Wir sind vertraut seit Jahren,
Du weichst nicht von hinnen,
hast das neueste stets erfahren
und kennst all mein sinnen.
Sorgen lad ich bei dir ab,
werd meinen Kummer los,
Geheimes ist bei dir bewahrt,
wie in Abrahams Schoß.
Ob Liebe, Glück, ob Tränen
oder ein verdammter Fluch,
du teilst mit mir das Leben,
mein liebes Tagebuch.
MADE IM SPECK
Wohlstand heißt auch Disziplin,
besonders wohl beim Essen.
Was einst unerreichbar schien
gibt's nun beim 'Großen Fressen'.
Jetzt propagiert die Industrie,
mit Light-Produkt und Sport,
den Niedergang der Kalorie
- für Churchill wär das Mord.
Die Politik derzeit hellwach,
man gehört nicht zu den Späten,
diskutiert bereits im Bundestag
über die Diäten.
MENSCH UND NATUR
Oh, Natur, du Garten Eden,
wie lange wird es dich noch geben?
Wann wird das letzte Veilchen blühn,
der letzte Star gen Süden ziehn?
Wann und vor allem auch wohin
fliegt einsam noch ein Schmetterling?
Wann kann man nur im Zoo noch sehen,
ob Has‘ und Igel sich verstehen?
Wann sind Luft und Wasser verdorben,
Fische, Vögel ausgestorben?
Wann werden wir all dieses missen
und die weisse Fahne hissen?
Wann ist alles vertan und alles zu spät
und wir ziehen zum nächsten Planet?
SCHROT UND KORN
Stoppelfelder öd und leer
ausgebeutet zum Verzehr.
Ein Meer von Halmen fiel
das täglich Brot zum Ziel.
Stroh'ne Räder prägen wild
nun der leeren Landschaft Bild.
Bald wird die Krume frisch bestellt
und übers Jahr grünt neu das Feld.
Der Rhythmus der Natur bestimmt,
was Mensch sich so zum Dasein nimmt.
So füllt sich stetig Scheun' und Schrank,
doch jetzt ist erstmal Erntedank.
VOGELPERSPEKTIVE
Tunnelblick und Grossgehabe.
Der Blick reicht bloß zum Horizont,
Weitsicht ist da ungewohnt
und keine Menschengabe.
Große Denker ausgenommen.
Normalos hadern und befehden
im Alltag alles und auch jeden,
sind nur sich selber wohlgesonnen.
Viele fischen nur im Trüben.
Bei Jammer, Schmerz und Gram,
diversen Ängsten fürderan,
will kaum die Lebenslust obsiegen.
Ein Drink verleiht dir Flügel.
Aus der nun erhöhten Sicht
siehst du dann dein kleines Licht
und spürst der Schöpfung Zügel.
Wie unbedeutend Raum und Zeit.
Ob Zorn, ob Hass, ob andrer Grund,
ist geschrumpft auf einen Punkt,
verschwindet in der Ewigkeit.
VOLLMOND
Leichenblasses Platinlicht
ergießt sich aus dem Mondgesicht.
Schwarze Stund mutiert zum Tage,
Nachtdämonen führen Klage.
Augen schauen katzengleich
ungewohnt ins Schattenreich.
Dunklen Kräften schwindet Macht
frischer Mut ist mir erwacht.
In allen Sinne angespannt
ist die Dunkelheit gebannt.
Der Schlaf hat mich noch nicht ereilt
zumal mein Blick am Himmel weilt.
WETTER HOCH UND TIEF
Nee, für diese Jahreszeit
es ist viel zu kalt und naß,
da war in der Vergangenheit
auf den Sommer mehr verlaß.
Ja, da schmolz der Straßenteer
und die Felder staubten,
es erwärmte sich das Meer,
sodaß die Fische schnaubten.
Ach, es ächzte die Natur
und die Brunnen waren leer,
vom Himmel brannte das Azur
und mancher Wald noch mehr.
Oh, die Ernte war so karg
und der Hunger drohte,
Bauernarme waren stark,
doch ohne Körner keine Brote.
Hui, da treibt der Wind soeben
Regen über's Fensterglas,
die Tropfen rinnen voller Leben
rasch hinab ins grüne Gras.
WOGE DER GEFÜHLE
Meer und Wellen schwanken,
sind mal up mal down,
genau wie die Gedanken,
die in mein Dasein schaun.
Herrscht im Herzen ruhige See,
kein Lüftchen trübt die Stille,
ein Hurrican aus Spott und Schmäh
stürmt plötzlich die Gefühle.
Bei solch Naturgewalten
braucht‘s Schotten, dicke Pfähle
und das die Dämme halten,
viel Hornhaut auf der Seele.