Fauna & Flora - Seite 1

AUS DEM LAND DER GEIEN

Es war einmal ein junger Gei,
sein Alter zählte gerade drei
und er war sehr wißbegierig
und was erfragte, oftmals schwierig.
Die Eltern sagte sich, das gibt sich
spätestens mit zweiundsiebzig.
Es ändert jedoch nichts daran,
daß er nach neuen Fragen sann
und immer, wenn er etwas wollte,
wenn Mama was erklären sollte,
schickte sie den Kleinen weiter,
zu ihrem Mann, der sei gescheiter.

Doch auch dem stand auf der Mund,
„Warum sind wir nur so bunt?“,
und ob dieser Fragerei,
staunte selbst der Papa-Gei.

AUS DEM LAND DER SCHLEICHEN

Unter mancher hohen Eiche,
da lebt eine blinde Schleiche.
Den Namen trägt sie wohl zu recht,
denn zum Ersten sieht sie schlecht
und weiterhin hat dieses Tier
keine Beine so wie wir,
muß deshalb ohnegleichen
auf dem nackten Bauche schleichen.
Dieser Art der Fortbewegung
folgte dann die Überlegung:
Wir schaffen uns sodann
einfach eigene Straßen an!

Die ziehen sich nun durch’s ganze Land
und sind als Schleichwege bekannt.

BENJAMINI BOCKIG

Mein Ficus hat die Mauser,
es raschelt im Geäst,
er ist ein Blattgrün-Knauser
und braun bis auf den Rest.

Wir haben uns entzweit,
am Kompost gibt's Asyl,
hier hat er sommers Zeit,
zu ändern seinen Sti(e)l.

Tatsächlich zeigt sich später
eine Pracht in Chlorophyll.
Da wechselt der Verräter
zur Winterszeit sein Fell.

COURAGE = KUHRAGE

Friedlich grast der Hanniball
der Beste hier in diesem Stall
und ein paar Zäune weiter
wirft Milchkuh Alma sich ins Euter.

Gar eifrig ist ihr Schmachten,
will der mich nicht beachten?
Sie wedelt keck mit ihrem Schwanz,
doch Hanniball geht auf Distanz.

Wütend hat sie Schwung genommen
und ist über’n Zaun gesprungen,
drückt Hanni sanft in die Silage,
- das nenne ich Kuhrage.

GEMEIN-GEMEINER- ...

Zwischen Vogel-Katze-Hundevieh
gibt es wenig Sympathie.
Kater Felix wie erstarrt
vor dem Futterhaus verharrt.
Gemein ist, wenn er Mut beweist
und in ein rotes Kehlchen beißt.
Gemeiner noch, packt mit Geschick,
der Bello Felix im Genick.
Ein lautes Knacken deutet an,
dass dieser nicht mehr jagen kann.
Da kommt jemand im grünen Loden,
der König hier auf seinem Boden.
Hundsgemein ist er jedoch,
Schießt in Bello nun ein Loch.

GEN SÜDEN

10 Schwalben folgten ihrem Drang
und zogen Richtung Süden,
sie flogen einen Flugplatz an,
zwei sind dort verschieden.

Ein Falke sah die Leckerei
und wollte schnell beweisen,
dass den letzten Heiopei
nicht nur die Hunde beißen.

Sechs Freunde eilten fort von hier,
überquerten Wälder, Sümpfe.
Es kam ein Windrad vors Visier,
da waren es noch Fünfe.

Flugs noch über diesen Gipfel,
weit, weit von daheim.
Kurze Rast auf einem Wipfel,
da hingen zweie auf dem Leim.

Drei hatten bald das Ziel in Sicht,
das Meer im Abendrot.
Ein Jäger mit dem Drilling trifft -
da waren alle tot.

GUTE NACHT PRACHT

Der Buntspecht putzt im Sonnenlicht
sein schillerndes Gefieder.
Das Farbenspiel ins Auge sticht,
ein jeder wirkt stupider.

Da bricht herein die dunkle Nacht,
wird Eitelkeit bestrafen,
verschwunden seine ganze Pracht,
er geht als Grauspecht schlafen.

GUTE NACHT

Mondklare Nacht, der Bonzo wacht,
ein Kauz schreit in stillen Gassen.
Meine Träume so süß und so sacht,
mag ich nur ungern verlassen.
Da wittert die Nase ein Ungemach,
es donnert der Bass aus der Kehle.
Ich liege im Bette erschrocken wach
und fluche, bei meiner Seele.

Verzeihung für diese Plattitüde,
das Gebell klingt reichlich rüde.

IM LENZ

Es ist nun endlich Märzen,
vorbei die Winterschmerzen,
der Frühling drängt im Herzen.
Triebe, diese Urgewalten,
selbst aus ältesten Gestalten
will sich frisches Grün entfalten.
Knospen sprengen alte Rinden,
Sprosse hin zum Lichte finden,
Pollen treiben mit den Winden.
Erste Blüten an den Pflanzen,
dicke Hummeln um sie tanzen,
Vögel zwitschern schon Romanzen.
Sonnenwärme auf der Haut,
grüne Pracht das Auge schaut,
willkommen Lenz, du Sommerbraut.

IN - SEKT

Surren, schwirren hin und her,
kreisen um das Glas vor mir,
die Perlen darin locken sehr
und entfachen ihre Gier.

Es kommt so wie kommen muß,
zum Sturz in mein Getränk
und ihr wird zum Überfluß
ein schöner Tod geschenkt.

KLAPPERN GEHÖRT ZUM HANDWERK

Kein noch so kleines Knistern
verrät uns das Versteck.
Nie knurren oder wispern
zeigt dieser Dschungelschreck.
Gleitet wie ein Zauberschlauch
züngelt wie in Trance,
rutscht behände auf dem Bauch,
lässt dem Opfer keine Chance.
Droht ihm aber selbst Gefahr
ist Schluss mit dem Getue,
es kommt das Klapper-Repertoire,
danach ist wieder Ruhe.

KUNSTBANAUSIN

Mein Kunstwerk glitzert taubehangen,
zigtausend Diamanten prangen,
wie zu Ehren der Athene,
aufgeschnürt als Diademe.

Doch schon naht das Satanswesen,
fuchtelt mit dem Hexenbesen,
ekelgrün ist ihr Gesicht
und mein Netz ist weggewischt.

Ich seil mich ab, das kann nicht schaden,
mein Leben hängt am seid'nen Faden.

MEIN KLEINER SPATZ

'Tschilp-Tschalp' klingt's von oben,
aus der Mauerritze.
Gesang musst du noch proben,
ansonsten bist du nütze.

Gesellig in der Gruppe,
ein Nachbar wohnt nie weit,
ist Lärm dir völlig schnuppe,
denn lauthals ist dein Streit.

Ein Sprichwort sagt darüber,
egal der größte Krach.
In der Hand bist du uns lieber,
wie die Taube auf dem Dach.

RAUPE UND MEISE

Die Raupe frisst sich durch’s Geäst,
ein Vogel sieht es und er lässt
sie weiterfressen, Blatt um Blatt,
‚denn um so schneller bin ich satt‘,
ist sie erst richtig fett geworden,
warten wir noch bis zum Morgen.

Der Morgen kommt mit seinem Licht,
der Vogel traut den Augen nicht,
entpuppt hat sich das Raupending
zu einem bunten Schmetterling.
‚Verkohlt‘ fühlt sich die Meise,
‚Ist klar das ich so heiße‘.

SCHADE

Eine kleine Waldameise
begab sich auf die große Reise,
über Wiesen, Fluren, Auen,
die weite, weite Welt zu schauen.
Querte Flüsse, Straßen, Rinnen,
wilde Schluchten, steile Zinnen.
Floh vor Feinden ins Versteck,
lief Gefahren einfach weg,
entkam den Risiken der Stadt,
die's Tag und Nacht gegeben hat.
Mit Müh und Not schafft sie es grade
in meine Speisekammer - schade.

SCHMAROTZERTUM

Der Selbsterhaltungstrieb der Zecken
kann bei uns starken Unbill wecken.
Zumal das heimlich, still und leise
und auf hinterhält’ge Weise,
bei uns Menschen ungespürt
zu einer Blutentnahme führt.
Der Parasiten-Lebensstil
verbreitet dann ein Juckgefühl,
das dann leider oft zu spät
die Tierchen-Nähe uns verrät.

Drum das Fazit dieser Zeilen,
juckt’s dich mal, nicht gleich beeilen
mit Waschen der betroff‘nen Ecken
- vielleicht sind‘s bloß die Zecken.

SOMMERGLUT

Im kühlen Schattengrün,
die Sommerhitze flirrt.
Einzelne Wolken ziehn,
wie im Azur verirrt.

Es weht Saharaluft,
ein Hauch von Afrika.
Würzig scheint ihr Duft,
mit gelber Patina.

Im leisen Stimmungsmoll
die Siesta der Natur.
Nur ein dummer Troll
wagt sich jetzt hervor.

Getüncht mit Apathie
wird jede frohe Stunde.
Da erscheint wie Poesie
der Tiefdruck 'Adelgunde'.

UNKENRUFE

Im Teich, da wird es eng,
zu viele sind am quaken.
Ich such mir ein Terrain
mit meinen eignen Schnaken.
Die aufgeblasenen Typen
in meiner Nachbarschaft,
sind schleimige Polypen,
glibbern nur im eignen Saft.
Dicke Muckies an den Waden
im Hirn nicht einen Funken,
möchte meiner Art nicht schaden
und höre auf zu unken.

UNWETTER

Wolkenberge stapeln schon,
schwarze Front in Formation,
fernes Grummeln kündigt an,
den allgemeinen Wetterplan.
Tageslicht wird aufgesaugt,
Natur in bleierne Stille taucht.
Sommerwinde frischen auf,
wirbelnd tanzt das alte Laub.
Greller Schein im Augenlicht,
Donnerschlag die Ruhe bricht.
Wolkentore öffnen Massen,
Wasserflut entert die Gassen.
Noah's Arche wär ein Wunder,
unsere Stadt ist nun 'Land unter'.

VOM HIRSCHRÖHREN

In der Brunft kann man das Röhren
der Hirsche aus dem nahen Wald,
nur mit Mühe überhören,
obwohl es nicht für uns erschallt.
Hier geht es vielmehr in der Frühe,
bei den Rivalen ums Pläsier
und darum, wer bekommt die Kühe
und wer ist der Verlierer hier.
Stolz wird gekämpft mit dem Geweih
und manchmal macht die Wut so blind,
dass zwei Tiere sich dabei
verhakten und gestorben sind.
Dies Risiko ist ein bekanntes,
hier überwiegt meist das Gefühl
auf Kosten des Verstandes,
für das große Paarungsziel.
Zwar verstehe ich bislang
den Wunsch nach jungen Rehen,
doch keinesfalls den Zwang
nach einem Dutzend Ehen.