Fauna & Flora - Seite 3

DER FRÜHE VOGEL

Fahles Licht trifft bleierne Lider,
der Schlaf steckt tief noch im Gefieder.
Doch das Gewissen, der Gesell,
mahnt zur Eile, fordert ‚schnell‘.
Der Tag ist kurz, nutz deine Zeit,
dem Tüchtigen der Sieg gedeiht.
Pack dein Schicksal wie im Sturm,
Pech hat nur der frühe Wurm.

SOMMERREGEN

In den Gulli gluckernd leise
geht ein Tropfen auf die Reise.
Rinnt stinkend voller Dreck und Kot
zum Sammelbecken in der Not.
Frisch geklärt und lupenrein
wird er mit tausend andren sein,
ein kleiner Bach in der Natur
und schlängeln sich durch Wald und Flur.
Gesäumt von Ufern und von Deichen
wird er bald das Meer erreichen.
Von der Gischt emporgehoben,
von Sonnenstrahlen aufgesogen,
ein Teil der Wolken sein im Nu
und rast auf unsern Garten zu.
Hier fällt er einsam und allein
als Tropfen auf den heißen Stein.

BRANDUNG

Unermüdlich rennen Wogen
wütend gegen schwarzen Stein.
Schäumend stets von dannen zogen,
übers Land hört man ihr Schreien.
Da hebt an Gevatter Wind
bläht kräftig seine Backen,
will trotzig wie ein kleines Kind
die Felsbastionen knacken.
Zerschmettert nun als feine Gischt,
die Woge staubt von hinnen,
der Felsen aber weichet nicht,
ist Brandung all sein Sinnen.

MIT SPECK ...

Das Monster auf zwei Beinen,
mischt sich in meine Welt,
man könnte manchmal meinen,
daß er sich für clever hält.
Verschlossen hat er jedes Loch,
verstopft die kleinste Ritze,
ganz viele Wege gibt es noch,
die ich zur Speisekammer nutze.

Jetzt fährt er schwere Waffen auf,
die Konstruktion ist altbewährt.
"Tritt nie auf solche Klappen drauf!",
hat mich Oma schon gelehrt.
Ich bin bewußt mir, der Gefahr,
doch duftet es so wunderbar.
Schnapp den Köder, voll konzentriert.
Darauf hab ich speckuliert!

FROST IM FORST

Aus finst'rem Buchenhaine ächzt
der Atem eines Winterknechts.
Im Sturm entlaubt, kahles Geäst,
singt schrill den Sound der Waldespest.
Wie lieblich einst ein Blätterrauschen,
der Maiwind säuselte zum Lauschen
und voller Saft und Kraft in Grün,
dein Schatten in des sommers Glühen.
Nun schlafe gut, des winternachts,
bevor im Lenz du neu erwachst.

GEHEIMNISVERRAT

Der Eichhorn hoch im Kobel
herrscht über Tann und Nuss,
die Ernte scheint's, wird nobel,
es riecht nach Überfluß.
Der Wald hat tausend Augen,
drum alles schnell versteckt,
jeder Trick kann dabei taugen,
jede List scheint da perfekt.
Im Frühling großes Staunen dann,
junges Grün sprießt da in Scharen,
wo, als der letzte Herbst begann,
die geheimsten Orte waren.

GÜLDENE ZEIT

Nebelschicht im Wiesengrund,
taunass glänzt das Grün,
Laubwald blinkt schon kunterbunt,
Sommerleben war so schön.

Stille legt sich übers Land,
die Ernte ist geborgen,
erholen soll sich Herz und Hand
von Mühe, Plag und Sorgen.

Morgensonne steigt empor,
wärmt noch einmal diese Welt,
steht der Winter auch bevor,
‚Indian summer‘ ist bestellt.

IM WANDEL

Herbstlaubbunte Pracht
steht vor der Winterschlacht,
wird hohen Preis bezahlen
und schwarz-weiß verkahlen.
Farblos frostig ruht der Schatz,
tankt neue Kraft an altem Platz
und startet dann mit Vehemenz,
im langersehnten, nächsten Lenz,
eine erneute Färbung unserer Welt,
die sommers uns in Atem hält.

HURRIKAN ZEIT

Flieg nur, kleiner Kardinal,
flieg zur Nektarquelle,
stärke dich ein letztes Mal
der Herbst, der kommt nun schnelle.

Noch einmal Kräfte tanken
mit letztem Flügelschlage,
bevor die Sinne wanken
am Ende deiner Tage.

Dein flatternd Todeskampf
wirkt um die ganze Welt,
wenn dort im fernen Land,
ein Baum im Sturme fällt.

ER FLIEGT UND FLIEGT UND FLIEGT ..

Pünktlich gar zur Maienzeit
schlüpft der Käfer in sein Kleid.
Krabbelt aus der Erden Schoß,
um zu schwirren, ganz famos.
Vollzieht im hellen Mondesglanz
seinen eignen Maientanz.
Hernach frißt er von Blatt zu Blatt,
wie ein echter Nimmersatt
und hat in ein paar Wochen,
manch kahlen Ast verbrochen.
Doch der Spuk ist rasch vorbei,
dann ist es aus mit Schwärmerei
und den Tod begrüßt nun Jeder,
für Kaiser, Bäcker, Schornsteinfeger.

...und in ein paar Jahren, so im Mai,
sind alle wieder frisch dabei.

IM FRÜHTAU

Morgens, früh am Tage,
am Horizont das Licht,
kehrt wieder, keine Frage,
läßt uns nicht im Stich.
Noch klamm das Grün,
erfrischend ist die Kühle,
als Labsal sei es zu verstehn,
vor des Mittags Schwüle.
Die Stille der gewichenen Nacht
liegt über dieser Szene,
bevor der Lebenspuls erwacht,
der Tag hat seine Pläne.

VERSTÄNDLICH

Ein Ampfer steht am Wegesrand,
es staubt und dreckt dort allerhand.
Die Kutschen und die Droschken gar
überfahren ihn beinah.
Da kommt Einer, hundsgemein,
hebt das linke Hinterbein
und auch vom Pferd fällt hinten dran,
ein Apfel nieder auf die Bahn
und kullert zu ihm, genauer,
da wird der Ampfer langsam sauer.

QUERFELDEIN

Ein Spermium ging auf Reisen
sein Können zu beweisen.
Vom Start weg gleich in Front,
überwand es sehr gekonnt,
alle Klippen, Sperren, Palisaden,
auch Sümpfe, Höhlen ohne Schaden,
schwamm eifrig gegen jeden Strom,
im Nacken Konkurrenten schon.
Doch unbeirrt, mit festem Drang,
der Wettlauf bis ins Ziel gelang,
traf dort ins Ei mit einem Stich
und das alles nur für DICH..,,

KLETTERER

Landauf, landab zu finden,
um Zaun und Hecke winden,
empor sie klimmen, klettern.

Zum Wipfel aufwärts streben
sich Buschwindros' und Reben,
Efeu und  Geißblatt wettern.

Ist der gemeine Knöterich,
doch gar ein echter Wüterich
und einer ihrer Vettern.

Er knüpft von den Chaoten,
gar auf 'gordisch' seine Knoten,
wer soll die nun zerschmettern?

ABENDKONZERT

Im Astwerk sitzt die Grille,
reibt sich am Hinterleibe,
schickt Töne in die Abendstille,
drum ich stehen bleibe.
Durch ihr Ständchen inspiriert
fang ich zu pfeifen an
und das Heimchen irritiert,
schweigt fortan.
Daraus ich also schließen muß,
sie will mich wohl nicht stören
und lauschend diesem Hochgenuß
ihren Maestro hören.

SOMMERRASEN

Kleine grüne Inseln
lugen aus dem Braun,
möchten gerne glänzen,
sich so gerne trauen.

Da öffnen sich die Schleusen
es blitzt und Donner kracht,
der Wind beginnt zu säuseln:
Das wäre doch gelacht.

Dicke Tropfen fallen
auf den Durst der Welt,
in deren Heiligen Hallen,
wieder Hoffnung quillt.

Nach einem tiefen Atemzug,
das Leben ist so schön,
ist die Natur im Höhenflug
und der Rasen wieder grün.

WIND OF CHANGE

Es weht der laue Südseewind,
meistens in weiter Ferne,
immer da wo Palmen sind,
aber auch in Datteln-Herne.
Er weht gar im Gebiet der Ru(h)r,
mit und ohne 'h',
das scheint wider der Natur
und ganz sonderbar.
Es weht der laue Südseewind,
wohl dort im guten Glauben,
das in Datteln Palmen sind
und läßt es fleißig stauben.
Er weht und weht ganz heiter
und bläst aus voller Brust,
bis zur Xantner-Südsee weiter
und sagt: Ich hab's gewußt!

NACH DEM SOMMER

Regen fällt auf totes Laub.
Wie kleine Bomben prallen
Tropfen in den Staub,
schlagen kleine Trichter,
dicht und immer dichter.

Es herrscht ein Trommelfeuer.
Dem Dasein zum Gefallen
dies nasse Abenteuer,
zumal das Labsal dessen,
lang und längst vergessen.

Der Natur Erfrischung geben.
In ihren heiligen Hallen
atmet neues Leben,
schmeckt die Luft auch bitter,
aus und vorbei Gewitter.

DAS FANAL

Da taumelt herab,
ein güldenes Blatt,
gibt das Startsignal,
viele schließen sich an.

Wie Lemminge an Klippen,
vom Baume sie kippen,
vereinigt im Bann,
zum eigenen Niedergang.

Astwerk öd und kahl,
ist wie ein Fanal.
Wie knöcherne Baumfinger zeigen,
himmelwärts nun die Zweige,

weisen auf Wolkenschwaden,
die bereits schneebeladen.

MACHTWECHSEL

Frühlingsluft vertreibt mit Macht
die kalte, winterliche Pracht.
Sturm treibt Wolkenberge, bläst
durch kahles Busch- und Baumgeäst.
So manches morsche Zweiglein bricht,
dem Druck so nicht gewachsen ist.
In vielen Ecken, Spalten, Ritzen
sieht man noch Wintergeister sitzen.
Doch mit steigender Präsenz
dominiert alsbald der Lenz,
zurückgedrängt man Frostzeit meint,
bis Kalte Sophie dann erscheint.

FARBENLEHRE

Der Oktober bunt und rot,
Kartoffelkraut ist braun und tot,
die Scheuer gelb, voll Korn und Spreu,
der Bauer blau, dank Oktoberbräu.

Die Bauersfrau ist weiß, in Rage,
speit giftgrün aus, in die Silage.
Der Pfarrer kommt, sein Beutel blank
und sieht wohl schwarz, für Erntedank.

Derweil blühn Astern in Rabatten
in lila, gelb und in Manhattan,
Laubholz öffnet Herbstkampagne,
alles wird ocker und oranje.

…und gülden die Sonne niederfällt,
beendet Farbenspiel der Welt.
Schon zieht auf, das Grau der Nacht
und silbern dir das Mondlicht lacht.

VORSICHT LAUBWALD

Sturzgefahr im Blätterwald,
doch schau nicht auf den Boden,
hier droht dir die Gefahr alsbald,
ausnahmslos von oben.
Da stürzt abwärts, jedes Blatt,
das einst am Baum gehaftet hat.
Der wirft nun ab, den Laubballast,
von jedem Zweig und jedem Ast.
So haben Sturm und Schnee es licht
und Baumesäste brechen nicht.
Der Saft im Stamm jetzt überdauert
und auf den nächsten Frühling lauert.
Dann wird’s erneut gefährlich dort,
wenn Bäume schlagen aus vor Ort.

WETTER KOMMT AUF

Luft schmeckt bitter,
es riecht nach Gewitter,
der Äther verfärbt,
wie in Galle gegerbt,
Wolken wachsen empor,
als dunkles Höllentor,
am Horizont flackern auf,
Wetterleuchten zuhauf,
dumpfes Grollen rollt an,
auf der Himmels-Kegelbahn.
Wind bringt frische Kühle,
vertreibt Tagesschwüle,
hebt an bis zur Böe
den Straßenstaub in die Höhe.
Da kracht es ganz infernal,
taghell der Feuerstrahl,
ohrenbetäubender Krach,
klappernde Ziegeln am Dach.
Gott sei Dank, ich erbleiche,
es traf bloß die alte Eiche.

SOMMER DROGE - DROGE SOMMER

Wenn das Jahr zum Frühling reift,
Winterzeit ist abgestreift,
hell und warm die Tage werden,
dann ist Paradies auf Erden.

Die Natur ist hoch erquickt,
der Süden seine Boten schickt.
Gern sehn wir flattrige Gesellen,
über unsre Köpfe schnellen.

Gäste aus dem fernsten Reiche,
erleben hier die Tag-Nacht-Gleiche,
sind emsig und geschäftsbereit,
zu nutzen unsere Sommerzeit.

Und Ungefiederte von denen,
öffnen nun die Fensterläden,
alle Welt schreit jetzt ‚Hurra‘,
die ‚Eis-Dieler‘ sind wieder da!

KLARTEXT

Sehr verehrte Summseriche,
haltet euch fern von meinem Tische,
ansonsten, ich bin ehrlich,
wird das sehr gefährlich.
Schaut euch um im Garten hier,
das ist euer Stammrevier,
dort ist reich und sehr perfekt,
euer Gabentisch gedeckt.
An meinem Platz, das sage ich,
da bekommt ihr keinen Stich.

ERSTER SCHNEE IN NRW

Falbes Licht tropft in die Bleibe,
Eiskristalle an der Scheibe.
Weiße Flocken tanzen wirre,
die Luft ist scharf, voller Geklirre,
jede Pfütze eisgefroren,
der reine Anblick schließt die Poren.
Der alte Bollerofen glüht,
hat sich redlich abgemüht,
drin Wohlbehagen zu erzeugen,
Erfrierungen dort vorzubeugen.
Tannenzapfen, Hobelspan,
fachen seinen Hunger an,
es knackt und knistert und
flackert wild aus seinem Schlund.
Der Feuerschein streift die Gesichter
und Wintermenschen drängen dichter,
sind angespannt und flüstern leise:
Jetzt beginnt die Winterreise.

FLOCKIG REISEN

Gar hoch im grauen Wolkendom,
da knistert es vor Spannung schon,
denn in nassen, kalten Sphären,
erste Kristalle sich vermehren.

Schon die weißen Flocken steh‘n
zu ihrem Sprung bereit,
an der Rampe leichter Streit,
wer darf als Erster geh’n.

Die wilde Fahrt, hinab zur Erde,
voll Angst und Herzeklopfen,
wird nicht ungefährlich werden,
noch konkurrieren Regentropfen.

Ein Blick zur Nachbarwolke zeigt,
jetzt heißt es, sich zu sputen,
dort sind viele sprungbereit,
es geht nun um Minuten.

Da springt das erste Schneekristall
und viele, viele folgen ihm,
mit elegantem Tanz im Fall,
schwebt es so zum Boden hin.

Dort trifft es auf dem Trottoire
auf einen Artgenossen gar,
der ist aus Streusalz. Mist.
Worauf es prompt geschmolzen ist.